Workshop Bouffons – kreative Grenzerweiterung

Bouffon als Theaterform

Bouffon als therapeutische Methode kann durch spielerische Freiheit und kreative Grenzerweiterung zu tiefgehenden persönlichen Einsichten führen. 


Bouffon ist eine moderne und groteske Theaterform. Bouffons sind diejenigen, die nicht dazugehören: Sie sind die von der Gesellschaft Ausgeschlossenen. Es sind diejenigen, die im Mittelalter vor die Tore der Stadt verbannt wurden. Dort haben sie sich zusammengeschlossen und ein Leben jenseits sozialer Konformität begonnen. Sie sind dreckig, haben Zahnlücken und verbeulte Körper. Sie haben nichts zu verlieren. Und sie haben einen eigenen Blick auf unsere Welt:

 

Durch Parodie und groteske Karikaturen decken sie scheinheilige Gegebenheiten auf und beleuchten gesellschaftliche Verhältnisse auf eine unkonforme und erfrischende Weise, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig zum Lachen bringt. Manchmal bleibt selbiges im Halse stecken…  

Bouffon in Therapie und Selbsterfahrung

Für mich liegen die therapeutischen Qualitäten der Bouffons vor allem darin, dass sie die Konzepte von Selbstzensur, Normen und Scham auflösen.

Durch das Fehlen persönlicher Verluste und das bewusste Ausspielen von Grenzen ermöglichen sie den Spielenden:

  • Hemmungen abzubauen: Wenn Figuren nichts zu verlieren haben, fällt der innere Richter ab. Die Spielenden dürfen unbefangen experimentieren, extreme oder widersprüchliche Ideen erkunden und neuartige Verhaltensweisen erproben, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen.
  • Erforschung von Identität und Selbstbild: Durch Parodie und groteske Überzeichnung wird das eigene Ich hybrider, flexibler und weniger festgelegt. Das ermöglicht neue Selbstentwürfe, Rollenspiele jenseits festgefahrener Kategorien und fördert eine expansive Selbsterfahrung.
  • Förderung von Empathie und kritisches Hinterfragen sozialer Gegebenheiten: Das absurde, überzeichnete Spiel reduziert Abwehrmechanismen und erleichtert die Perspektivenübernahme. Spielerinnen und Spieler gewinnen Einblicke in die Sichtweisen anderer, lernen Spieglungen von Gesellschaftsstrukturen kennen und entwickeln kritisch-reflexive Kompetenzen.
  • Sicherheit durch Distanz: Die groteske Überhöhung schafft eine sichere Distanz zum Ernstfall. Die groteske Überhöhung schafft eine sichere Distanz zum Ernstfall. Diese Distanz erleichtert das Ausprobieren neuer Verhaltensweisen, Gefühle und Reaktionen. Fehler wirken nicht als Versagen, sondern als kreative Bausteine des Prozesses.
  • Heilende Reibungen: Die paradoxen, widersprüchlichen Darstellungen (Dreck, Zahnlücken, verbeulte Körper) bestätigen, dass Menschsein voller Widersprüche ist. Die Konfrontation mit dem Grotesken kann schockieren, zum Nachdenken anregen und zugleich zum Lachen bringen, was entlastend wirkt.
  • Entdeckung verborgener Ressourcen: Ohne Furcht vor Verlust können Teilnehmerinnen und Teilnehmer verdrängte Wünsche, Ängste oder Fantasien erkunden. Dies kann zu tiefen Einsichten, emotionaler Entlastung und kreativen Lösungsmöglichkeiten führen.
  • Gemeinschaft und Zugehörigkeit durch Freiraum: Bouffon schafft einen gemeinschaftlichen Raum, in dem Anderssein akzeptiert wird. Die kollektive Entdramatisierung von Normen stärkt Vertrauen, Zugehörigkeit und Unterstützung innerhalb der Gruppe.
  • Reflexion über Machtstrukturen: Durch die Offenlegung scheinheiliger Zusammenhänge und die satirische Entlarvung von gesellschaftlichen Konformitäten hinterfragen die Spielenden Macht- und Rollenkontexte. Das stärkt die Selbstbestimmung.
  • Körperscham reduzieren: Durch das Kokettieren mit scheinbar hässlichen Elementen werden idealisierte und normierte Körperbilder hinterfragt und ad absurdum geführt.

 

Insgesamt kann Bouffon als therapeutische Methode genutzt werden, die durch spielerische Freiheit, verletzliche Offenheit und kreative Grenzerweiterung zu neuen Selbstvorstellungen, besseren Emotionsregulationen und tiefgehenden persönlichen Einsichten führen kann. Die Figuren der Parias, die nichts zu verlieren haben, fungieren dabei als Katalysator für Neugier, Mut und schöpferische Selbstwirksamkeit – ohne Scham und ohne Selbstbeschränkung.

 

Bouffon ist so gesehen eine Einladung, sich selbst neu zu denken und mit Humor zu wachsen.


Über mich

Als Therapeutin in einer Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik, als Dozentin und als Clownin habe ich die Erfahrung gemacht, wie wohltuend und bereichernd es für Menschen ist, sich auf unbeschwerte und bewegte Art und Weise zu erleben und so mit sich selbst und anderen in Kontakt zu kommen.

 

Diese Leichtigkeit bringe ich nun in meiner eigenen Praxis ein. Dafür biete und halte ich einen sicheren Raum, in dem neue Erfahrungen gemacht werden können.